Dienstag, 27. Januar 2015

Australiens Ikone N°5

Ab sofort führe ich die Rubrik der australischen Ikonen weiter. Im Jahre 2010 habe ich folgenden Ikonen einen Blogeintrag gewidmet
  • Koala
  • Vegemite
  • Blundstone
  • Känguruh

Ab und zu wird an diesem Ort nun wieder eine Ikone auftauchen, denn es gibt noch einige…..

Für einmal verrate ich erst am Schluss über welche Ikone ich schreibe. Heiteres Ikoneraten beginnt also jetzt.

Ich bin ein Säugetier mit einer Kloake (d.h. nur einer Körperöffnung für meine Fortpflanzung und die Entsorgung von nicht verdaubarem Material). Ich lege Eier und bin ausschliesslich in Australien Zuhause, im Bereich der Ost- und Südostküste, sowie in Tasmanien. Das macht mich zu einem ziemlich exklusiven Geschöpf. Ich gehöre zur bilogischen Ordnung der Kloakentiere (Monotremata), dessen Gruppe nur noch ein anderes Tier in Australien angehört - das Echidna.
Hast Du schon eine Ahnung wer ich bin?

Das Echidna oder zu Deutsch auch Ameisenigel. Diese spürt er auf mit seiner langen Nase

Ich habe ein Fell und lebe sowohl im Süsswasser wie auch an Land in einem unterirdischen Bau, wo ich meine Eier in ein Nest lege (1-3 pro Saison) und während 10-12 Tagen ausbrüte. Mein Nachwuchs ernährt sich vom Eigelb in diesen Eiern und kommt nackt, blind und unterentwickelt zur Welt. Ich sorge für sie mit meiner Muttermilch aus dem Milchdrüsenfeld an meinem Bauch. Zitzen habe ich nämlich keine. Nach 6 Wochen sind die Sprösslinge behaart und reif für den ersten Ausflug aus der Höhle.
Mein Fell hat eine innere isolierende Schicht und eine äussere wasserabstossende, ölige Schicht, die sich ständig erneuert. Mein dicker, padelartiger Schwanz, stellt meine Fettreserve dar und ich benutze ihn als Ruder für mein Leben im Wasser. Auch meine beiden Hinterbeine sind zum steuern und bremsen. Die Vorderbeine jedoch sind stärker und sind mein Antrieb im Wasser. Meine vier Füsse haben Schwimmhäute, die jedoch flexibel sind und sich beim Gehen oder Graben "wegfalten". Mein brauner Körper gleicht demjenigen eines Otters. Ich bin rund 40-60cm lang und wiege zwischen 1-3kg. Beim Schwimmen halte ich Ohren und Augen geschlossen. Ich atme Luft und komme hierzu an die Oberfläche (meine Nasenlöcher sitzen auf dem Oberschnabel), kann dann aber bis zu 5 Minuten unter Wasser bleiben.

Mein typischer Lebensraum

Mein Skelett

Mein entenähnlicher Schnabel ist einzigartig und macht mich zu diesem speziellen und schützenswerten Tier. Er verleiht mir einen siebten Sinn, wie Harry Burrell (geb. 1873 in Sydney) in seinen jahrelangen Beobachtungen in seinem eigenen Zoo und Habitat mit Artgenossen von mir, bereits um 1900 herausgefunden hat. 1980 erst wurde wissenschaftlich bestätigt, dass ich in meinem Schnabel spezielle Elektro- und Mechanorezeptoren habe, welche kleinste elektrische Ströme und Druckwellen feststellen resp. messen können, die von meiner Beute (Wirbellose, Frösche, Fische) ausgesendet werden. Diese kann ich übrigens in speziellen Backentaschen zwischenlagern, bis ich sie an Land verspeise.
Noch eine spezielle Eigenheit für ein Säugetier. Meine männlichen Artgenossen sind giftig. Sie haben Giftsporne an den Hinterbeinen. Das Gift wird in Drüsen in meinem Hinterleib produziert, jedoch nur zur Paarungszeit. 
Wer mich auch jetzt immer noch nicht erkennt, erlöse ich - ich bin das Schnabeltier, der Platypus!



Da Platypus scheue und nachtaktive Tiere sind, ist es sehr schwierig sie zu beobachten. Wir hatten es schon mehrfach versucht in Flüssen, insbesondere in Tasamanien 2011, jedoch immer ohne Erfolg.
Im Januar 2015, in Bombala hatten wir aber das Vergnügen, sie in der Abend- und Morgendämmerung im Fluss direkt neben dem Zeltplatz zu beobachten. Das Fotografieren war eine ziemliche Herausforderung, aber das „Finden“ nicht, sobald wir wussten, auf was wir achten müssen. „Sie sehen aus wie ein Stück Schwemmholz“, meinte der lokale Campingwart - und er hatte recht!

Platypus auf Beutesuche

Wenn das Tier ins Wasser taucht, streckt es den Hintern in die Luft und der Schnabel geht voraus - leider ist uns davon kein Schnappschuss gelungen, der Platypus war zu flink




Montag, 12. Januar 2015

Coming home - Teil 3

Unsere Wohnung in Bern gibt es nicht mehr seit Ende Oktober und somit sind wir de facto obdachlos - gottlob nicht ganz. Wir haben etwas anderes,  das wir nun Unser Zuhause nennen. Das mobile Zuhause trägt den Namen Kasbah und wurde geboren im Jahre 2009 (getauft wurde er allerdings erst im Jahre 2010, in Australien).  

 Kasbah stellt sich vor

Schlaf- und 

Wohnzimmer

Ein typisches Nachtlager in Australien

Kasbah hat viele Geschwister, ist aber in seiner Ausführung und seinem Namen einzigartig. Dazu hat ihn Oliver gemacht, in unzähligen Stunden des Planens, Denkens und Handelns. 

Oli im Element - am Basteln

Der Wolf im Schafspelz bietet uns erstaunlichen Komfort, gemessen an der Ausrüstung von Tourenvelofahrern (was wir lange Zeit waren und z.T. immer noch sind), aber auch nicht so viel Luxus wie andere Fahrzeuge des Typs Campervan
Auf technische Details verzichte ich hier absichtlich, Interessierte können diese nachlesen auf Kasbahs Website oder seinem Blog.

Die Grösse unseres neuen Zuhauses wurde definiert über die Anforderung, dass wir an einem Regentag wie heute, komfortabel an einem Tisch, mit einem richtigen Stuhl sitzen und der andere gleichzeitig auf dem Bett lesen oder schlafen kann. Zudem musste unser Kasbah Platz für zwei richtige Fahrräder bieten, die nicht irgendwo angehängt werden sollten am Auto, da wir ja gute Räder fahren möchten, die auf offenen Strassen nicht sandig oder schmutzig oder gar noch gestohlen werden sollten. Also musste eine Garage her. Diese ist nur von einer Fahrzeugseite zugänglich, darum hat Oliver in einem zweiten Anlauf eine Veloschublade gebaut, die nun neben den beiden Fahrrädern auch noch das ganze Zubehör wie Helme, Schuhe, Taschen und Werkzeug beherbergt. 

Veloschublade

Der restliche Platz in dieser Zaubergarage ist fein säuberlich ausgenutzt für ein Zelt, ein Faltboot, eine Dieselheizung, faltbare Wasserkanister, eine zweite Batterie, den Cobb (unser Campingofen - ich verweise auf meinen Blogeintrag), Brennstoff und alle erdenklichen Ersatzteile, Schmierfette und Klebstoffe fürs Auto. 

Einiges ist sofort griffbereit wie z.B. Schäkel, anderes in den Plastikboxen einfach zugänglich durch das Band, welches an der hintersten Box angemacht ist.

Dies also der Grund, wieso wir nicht mit einem Landrover Defender unterwegs sind. Falls dieser die Platzanforderungen erfüllt hätte, wäre das wohl das Fahrzeug erster Wahl gewesen, weil sie einfach cool und sehr dauerhaft sind. Ein Argentinier hatte mal treffend geantwortet auf die Frage, wieso er in seiner Flotte für Touristenausflüge in die Steinwüste nur Defenders hat; weil es die Besten sind!

Neben der Garage haben wir eine Aussenküche, was für diesen Typ Fahrzeug eher ungewöhnlich ist, aber wir mögen die Kochgerüche weder im Wohn- noch im Schlafzimmer. Zudem macht das Kochen draussen Spass. Gibt es doch die Möglichkeit, die Natur und die Tierwelt zu bestaunen.
Für garstiges Wetter haben wir einen Schutz genäht, der uns erlaubt, einigermassen trocken und windgeschützt zu kochen. 


Auch das Reserverad sitzt in der Küche, was gewöhnungsbedürftig ist, aber auch da haben wir ein „Mänteli“ genäht, was etwas hygienischer ist und uns vom Gummigeruch verschont…..

Küche mit Reserverad, 2 Kochern, Brauch- und Trinkwassertank, Geschirr, Tisch und Vorräten

Wenn wir schon bei der Hygiene sind: Kasbah bietet auch eine Dusche, die zusammen gefaltet in einer Schublade liegt. Bei Bedarf ist sie in 3 Minuten aufgebaut und der isolierte Tank, reingepasst im Chassis, bietet warmes Wasser, meist aufgeheizt mit Sonnenenergie. Den Druck, um das Wasser in die Brause zu pumpen, gewinnen wir aus dem Reserverad. Das ist noch nicht 100% ausgereift, aber es funktioniert und hat uns schon manch unvergleichliches Sauberkeitsgefühl beschert. 

Die faltbare Dusche

Weisch wie schön, e warmi Dusche nachere lange Velofahrt

Duscherlebnis erste Generation - das war 2010

Für die Not gibt es auch noch eine Toilette, die wir weg packen. In Australien gibt es aber einigermassen überall Toiletten, die meist auch noch sehr sauber sind. Auf den vielen einfachen Campgrounds in den Nationalparks und im Bush, hat es eigentlich immer nur das eine - ein Plumpsklo.

Mittlerweile ist unser Zuhause recht ausgefeilt und da uns das sehr geländegängige Fahrzeug überall hin bringt, ist es unser Traumhaus! Wir freuen uns auf viele Campingerlebnisse und herausfordernde Routen mit Kasbah.



Dieses Dach schützt uns vor Sonne und Regen

Eines meiner liebsten Teile - ein Aussentank für dreckige Hände