Ein Bild genügt und jeder weiss unmittelbar wovon ich spreche. Der ikonische Berg Australiens, in der Mitte des Landes in einer grossen Fläche platziert und alljährlich von rund einer halben Million Touristen besucht. Uluru oder bis 1995 offiziell auch Ayers Rock genannt.
Das war ein herzhafter Lacher. Der Aufkleber sagt "Nett hier. Aber waren Sie schon mal in Baden-Württemberg?"
Uluru – „The Rock“ ist etwa 3km lang, bis zu 2km breit und hat einen Umfang von gut 9km. Der Gipfel befindet sich auf einer absoluten Höhe von 863 m.ü.M und hebt sich damit 348 Meter von der flachen Landschaft Zentralaustraliens ab.
Die Geschichte geht weit zurück und der Berg wurde von den Aborigines seit mindestens 10’000 Jahren bewundert, genutzt und als spirituelle Stätte genutzt. Die Anangus (Stamm der in dieser Region Zuhause ist/war) erklären mit ihren Geschichten und Sagen wieso der Berg so geformt ist wie er ist. Es sind Dreamstories (Traumzeit-Geschichten oder besser übersetzt die Schöpfungsgeschichte) die über Generationen weiter gegeben werden und immer auch einen Lebensgrundsatz enthalten. Ganz ähnlich wie die Gleichnisse und Gebote im christlichen Glauben.
Insbesondere die Wasserlöcher und Höhlen wurden rege benutzt für sogenannte Inmas (Rituale). Einige dieser bedeutsamen Orte wurden in Absprache mit den traditional owners, den Aborigines, für Touristenbesuche frei gegeben und auf informativen Tafeln wird den Besuchern der kulturelle Hintergrund erklärt. Andere Stätten sind heilig und sollten weder begangen noch fotografiert werden, weil dadurch der Geist und die Spiritualität verloren gehen.
So bittet das Urvolk die Besucher auch darum, den Uluru nicht zu besteigen, weil das den stammesältesten Männern vorenthalten ist. In grossen Tafeln bitten Sie die Besucher um Respekt, diese Tradition zu bewahren und den Berg nicht zu besteigen. Wir waren ziemlich schockiert wie viele es trotzdem machen. Insbesondere weisse Australier, oft Familien mit Kindern!
Wir mögen die Australier ja wirklich, aber wenn die Mentalität der Ellbogengesellschaft durchdrückt wie hier (wir haben das Recht, also machen wir!), wünschte ich mir etwas mehr Reflexion über das eigene Handeln und insbesondere eine entsprechende Erziehung der Kinder. Vielleicht ist es etwas vermessen das als Nichtaustralierin zu sagen, aber ich wage es trotzdem, da wir es mit nunmehr 24 Monate Erfahrung in diesem Land untermauern können.
Der Ranger, welcher uns einen wunderbaren Einblick in die Kultur der Anangus vermittelte
Eine Höhle, die für Inmas genutzt wird
Eines der permanenten Wasserlöcher am Uluru
Eindrückliche Sandsteinformation am Uluru
Die klassischen Sonnenuntergangsbilder aber einfach spezieller, wenn man sie selber geknipst hat
Die erste weisse Person, welche den Uluru sah, wenn auch aus Distanz, war der Entdecker Ernest Giles, 1872. Ein Jahr später wurde der Berg offiziell besucht vom Vermesser William Gosse, welcher auch den Namen Ayers Rock schöpfte, nach dem damaligen Chief Secretary von South Australia, Henry Ayers. Bereits 1950 wurde Ayers Rock zum Nationalpark erklärt.
1985 wurde das Land offiziell den Aborigines zurück gegeben unter der Bedingung, dass sie den Nationalpark dem Australian National Parks and Wildlife Service zurück „leasen“ für 99 Jahre, der Park gemeinsam von den traditional owners und den Rangern obiger Organisation geführt wird und Uluru offen bleibt zur Besteigung.
Der Aufsichtsrat besteht zu 80% aus Aborigines, es gibt auch viele Ranger mit indigenen Wurzeln und von ihnen werden Führungen gemacht an einige der bedeutenden Stätten. Damit möchten sie den meist weissen Touristen ihre Kultur und die Bedeutung des Berges näher bringen.
Unter all diesen Voraussetzungen ist es mir ziemlich schleierhaft, wieso der Weg, um hochzusteigen, nicht einfach gesperrt wird. Natürlich ist der Uluru ein Touristenmagnet und man hat Angst, dass viele Leute nicht mehr kommen würden, falls das Besteigen verboten würde. Ich denke aber, es gäbe vielleicht kurzzeitig einen Einbruch der Besucherzahlen, was sich aber sehr schnell wieder erholen würde. Ein Ranger hat uns erklärt, dass folgende Vereinbarung gilt: sobald die Prozentzahl der Uluru-Besteiger (bezogen auf Besuchertotal) unter 25% fällt wird der Aufstieg gesperrt. Aktuell liegt diese Zahl bei 32%. Ob dies wirklich die Entscheidung des Aufsichtsrates ist, sei dahin gestellt.
Aufstieg und die Tafeln mit der Bitte der Aborigines, es nicht zu tun!
Der Uluru, und auch der nahe gelegene Kata Tjuta (besser bekannt als the Olgas) sind Zeugen eines riesigen, mehrfach gefalteten Sedimentbeckens, welches sich vor etwa einer Milliarde Jahren bildete. In diesem See (Amadeus-Becken) lagerte sich Verwitterungsschutt aus den Bergen ab und bildete sogenannte Schwemmfächer die im Laufe der Zeit von Sand, Schlamm und abgestorbenen Meerestieren bedeckt wurden. Vor rund 300 Millionen Jahren wurde die Erdkruste in der Region zusammengedrückt, daher gefaltet und gehoben, zudem zog sich das Meer zurück. Bei der nächsten Absenkung der Region, vor 65 Millionen Jahren, entstand eine breite Tiefebene, in der sich Fluss- und Schwemmlandsedimente ansammelten und der Uluru erfuhr gleichzeitig eine Aufrichtung um 85°. Darum stehen die Schichten dort faktisch senkrecht. In der Tiefebene erstreckten sich ausgedehnte Sumpfwälder. Jene Bereiche, in denen sich heute Uluru und Kata Tjuta befinden, waren höher gelegen und daher nach wie vor der Erosion ausgesetzt, wodurch schliesslich die beiden Felsmassive aus dem sie umgebenden Gestein herauspräpariert wurden.
Uluru besteht aus Arkose, einem dem Sandstein ähnlichen Sedimentgestein, das sich von normalem Sandstein durch einen hohen Feldspat-Anteil unterscheidet. Kata Tjuta hingegen ist ein Konglomerat.
Und weil es zum selben Nationalpark gehört wie der Uluru, zum Schluss noch die Bilder von Kata Tjuta
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