Nachdem ich unter der Rubrik Ikonen der Tier- und Modewelt sowie dem Essen Beiträge gewidmet habe, folgt nun etwas aus dem Architekturbereich, ein Unesco Welterbe seit 2007!
Es ist zwar bereits 2 Monate her, dass wir in Sydney waren, (die einen erinnern sich vielleicht an Olivers Blog über den Sylvester) aber die Verspätung dieses Eintrags ist vernachlässigbar, verglichen mit der Projektplanung meiner Ikone N°6 - dem Sydney Opera House.
Kaum jemand, der das orchestrierte Bild der eindrücklichen, sorgfältig aneinander konstruierten „Schalen“, auf der Spitze einer Halbinsel und auf einem monumentalen Podium sitzend, im Sonnenlicht schimmernd und im Hintergrund das stahlblaue Meerwasser des Hafens von Sydney, nicht kennt.
Bennelong Point, wo heute das Opernhaus auf einer Fläche von 1.8 Hektaren steht, hat eine Vergangenheit als Strassenbahnreparaturzentrum und als industrielles Brachland, nachdem der öffentliche Personenverkehr in Sydney das Rennen gegen den Autoverkehr verlor. Der Standort wurde vom Direktor des nationalen Musikkonservatoriums vom Staat New South Wales propagiert, der sich bereits 1940 für ein grösseres Opernhaus stark machte, da die Stadthalle aus allen Nähten platzte. 1954 erreichte er die nötige Unterstützung der Politik durch den Premierminister vom Staat, und ein Jahr später wurde der Design-Wettbewerb für ein Opernhaus mit zwei Hallen, für 3000 resp. 12000 Zuschauer, international ausgeschrieben. Interessanterweise gab es weder Design- noch Kostenvorgaben. 233 Eingaben, aus 32 verschiedenen Ländern folgten. Die Jury entschied sich für die Eingabe vom Dänen Jörn Utzon, obwohl diese nicht ganz regelkonform war. War die Skizze doch sehr spartanisch, aber sie erschien dem Komitee als einzigartig, prunkvoll und visionär.
Der Spatenstich war heute vor 56 Jahren und der Bau hätte im Januar 1963 fertig gestellt sein sollen, zu den Kosten von rund 7 Millionen AU$. Die Eröffnung durch Königin Elizabeth II war 10 Jahre später, die ursprünglichen Baukosten wurden um das 14fache übertroffen, und der Bau konnte nur dank einer extra dafür ins Leben gerufenen Lotterie, fertig gestellt werden. Das Werk geniesst aber bis zum heutigen Tag in seiner Einzigartigkeit internationale Bekanntheit und war ein wegweisender Bau fürs 20. Jahrhundert, wegen seiner Kreativität und insbesondere dem strukturellen Design.
Der Bau des 160’000 Tonnen schweren Monuments erfolgte in 3 Phasen
1) Podium 1959 - 1963
Obwohl die Pläne des ganzen Gebäudes noch nicht fertig gestellt waren, wurde Utzon gedrängt zum Baubeginn, mit fatalen Folgen. Zum Beispiel, waren die Podiumssäulen zu schwach um die Dachstruktur zu tragen und mussten neu gebaut werden.
2) Dach 1963 - 1967
Bei der Projekteingabe war die Geometrie der Schalen nicht genauer spezifiziert. Es kostete das Team um Ove Arup 6 Jahre und 12 Anläufe, um die gewünschte Schalenform ökonomisch zu bauen. Mit Lochkarten gesteuerte Computer brauchten 18 Monate, um die Krümmungen und die Statik der Schalen zu berechnen. Das Design des Daches wurde in massstäblichen Modellen in Windkanälen getestet, um die Drücke zu eruieren, welchen die Konstruktion ausgesetzt sein würde. Das Dach wurde schlussendlich über 2400 vorgefertigte Schäfte und 4000 Dachpaneelen mit 1’100’000 glasierten, weissen Keramikfliesen vor Ort aufgebaut.
3) Innenausbau 1967 - 1973
Diese Phase wurde noch von Utzon begonnen, aber die steigenden Baukosten, nicht einhalten der Kosten und auch abweichende Ideen mit der neuen, konservativen Regierung, führten zum Zerwürfnis zwischen den beiden Parteien mit dem Resultat, dass Utzon 1966 seine Baustelle und Australien verliess und nie wieder zurück kehrte. Der Bau wurde fertig gestellt durch ein Team junger australischer Architekten, insbesondere Peter Hall, zusammen mit den bisherigen federführenden Bauherren neben Utzon.
Eine der zahlreichen Schalen - aussen
Struktur der Dachfliesen
Struktur der Schalen - innen
Joan Sutherland Theater - 1507 Sitzplätze
Foyer des Joan Sutherland Theaters. Stahlstruktur mit dem sogenannten Glasvorhang
Grosse Konzerthalle - 2679 Sitzplätze
Holzkonstruktion - innen
Wir haben im Opernhaus nicht nur eine Führung und die Aussichtsterrasse genossen, sondern auch ein Konzert von ausgewählten Opernstücken gehört im Joan Sutherland Theater, dessen Akustik nicht ganz so überzeugend war wie im Opernhaus Zürich oder KKL. Ebenso war es eine Touristenveranstaltung (natürlich gehören wir auch zu dieser Kategorie), wo der Dresscode legère gehalten wurde und auch keinerlei Vorbereitung oder Vorwissen bezüglich Opern vorausgesetzt wurde. Dafür gab es einen kompetenten und witzigen Moderator, der jegliche Berührungsängste wegfegte. Da sind die Aussies recht pragmatisch.
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