Mittwoch, 29. Dezember 2010

Weihnachten

Für all diejenigen welche nicht regelmässige Leser von Olivers Blog sind, hier der Link zu seinem Eintrag vom 25.12., der Euch verrät, wo wir Weihnachten verbracht haben.
Viel romantischer und stimmiger kanns nicht mehr werden!

Noch ein aktuelles Bild vom Camping gestern Nacht.
Auch nicht zu verachten und erst noch ohne Nachbarn.


Nachträglich wünsche ich allen frohe Weihnachten und viel Freude am Schnee.

Dienstag, 21. Dezember 2010

Wolf im Schafspelz

Australien ist ein riesiges Land mit unheimlich vielen Kulturen und dadurch auch kunterbunten Leuten. In diesem Blog möchte ich Euch einen solch kunterbunten Charakter vorstellen.


Dieser Toyota Hyace sieht unspektakulär aus und erweckt kein grösseres Aufsehen auf einem Campingplatz. Auch nicht, wenn ein Boot im Schlepptau nachgezogen wird (das aussieht wie ein Fischerboot, aber einen Rennmotor hat der keiner sieht) und noch ein Velo drauf gepackt wird.

Beim näheren Hinsehen fällt auf, dass der Innenraum fürs Wohnen eher knapp bemessen ist und ein längeres Gespräch mit Sven, dem Besitzer des Fahrzeuges, hat sein Hobby (oder seinen Beruf?) ans Licht gebracht.


Er fährt mit seiner mobilen Bierbrauerei in Australien von Ort zu Ort, da er sein Zuhause in Sydney bereits vor längerer Zeit aufgegeben hat. Der Bus ist sein Haus und seine Brauerei. Insgesamt hat er durchschnittlich 90 Liter Bier an Bord und davon trinkt er fleissig - täglich 3 Flaschen à 1.25 Liter. Trotzdem zeichnet sich dies noch nicht in einem Bierbauch ab, vermutlich weil seine Ernährung, abgesehen vom Bier, doch recht simpel und mager ist. Damit er möglichst wenig Geschirr zum Abwaschen generiert, wärmt er Gemüse in der Büchse und isst es auch daraus. Wenn immer eine Aktion im Supermarkt von Interesse ist, schlägt er zu. Bei unserem Treffen war gerade eine Familienpackung Donuts aktuell, die innerhalb von 2 Tagen gegessen werden musste. Kein Problem für Sven, damit ist der Menüplan bis auf weiteres gesetzt und er scheut sich auch nicht, mit allen zu teilen, obwohl er definitiv nicht auf Rosen gebettet ist.

Nun zu seiner Passion, dem Bierbrauen.
Er kauft sich ein Selbstbrau-Bierkit (Home Brew Kit), das sogar im Supermarkt erhätlich ist. Es enthält einen Topf mit Malzextrakt und Hopfen, ein Brieflein mit Hefe und eine Anleitung zum Bierbrauen. Das Ganze ist bei Woolworth (siehe mein Blog) zu haben für CHF 60.- oder aber in einer besseren Klasse von Coopers für CHF 90.-
Die Wanderleute unter Euch werden wissen, dass früher Wander genau ein solches Home Brew Kit hergestellt und verkauft hat.

Sven löst den Malzextrakt zusammen mit Zucker in 2 Liter kochendem Wasser, giesst es in seinen Fermenter (im Bus sitzend als isolierte Box mit rund 30Liter Fassungsvermögen) und füllt auf mit kaltem Wasser. In der ersten Phase wird mit Hilfe der Hefe bei einer konstanten Temperatur von 23°C, der Zucker in der Würze (der mit Wasser gemischte Malzextrakt) zu Alkohol umgebaut. 60-70% des Malzzuckers wird dabei umgebaut. Das entstehende Kohlendioxid tritt durch ein eingebautes Röhrchen kontinuierlich aus dem Tank.
Nach 6 Tagen füllt er dieses "Jungbier" in Flaschen ab und lässt es verschlossen reifen. Dabei wird der restliche Zucker in Alkohol umgebaut und das Kohlendioxid das nicht mehr entweichen kann durch die geschlossene Flasche, wird als Kohlensäure im Bier gebunden, was eine pH-Senkung zur Folge hat. Bei diesem Prozess entstehen auch Trübbestandteile, die dann Sven durch Filtration in andere Flaschen eliminiert.
Dieses Bier lagert er für eine weitere Woche, bevor er es konsumiert oder verschenkt. Diese Lagerung bewerkstelligt er in Styroporboxen. Damit sein Fermenter immer richtig funktionert und seine Filtration standardisiert ist, braucht er Strom, den er mit Sonnenkollektoren produziert und für den worst case hat er auch 3 Autobatterien......
Nebst der Brauerei muss er auch noch Strom für 2 Fernseher (einen kleinen für Tage mit spärlich Sonne und einen grossen für DVDs an sonnigen Tagen) und eine Mikrowelle generieren.

Wir waren wirklich sehr beeindruckt von seiner Brauerei und seinem Lebensstil.
What a character!

 Sven und sein Toyota - Wolf im Schafspelz - indeed

Montag, 6. Dezember 2010

Handrolls

Dies wird für längere Zeit der letzte Blogeintrag mit einem städtischen Thema sein, da wir ja nun bereits reisend unterwegs sind in vorwiegend ländlichen Regionen.

Ein sehr beliebtes Mittagessen oder auch ein Snack sind die Sushi Handrolls, die in jeder Food Hall (Verpflegungsecke mit Teken von McDonalds, Subway Sandwich, KFC oder wie sie alle heissen, in einem Shoppingkomplex), in kleinen Strassen Take aways und auch in Supermärkten zu finden sind. Sie werden ausschliesslich von Asiaten verkauft und sind für CHF 2.20 – 2.80 pro Stück zu haben.

Ausgehändigt werden sie in einer Plastikbox (natürlich gibt es verschiedene, in der Grösse angepasste Boxen für 1,2,3 oder 4 Rollen), die z.T. noch verziert sind (siehe Bild). Dazu wird Soyasauce in einem "Plastikfischli" und Wasabi in einem Plastikbeutel gereicht. Das "Plastikfischli" mag bei cineophilen Lesern eine Erinnerung wecken. Im Film Little Fish (2005) von Rowan Woods mit Cate Blanchett in der Hauptrolle, wurden in genau diesen Fischli Drogen gehandelt. Da dies ein australischer Film ist, verwundert dies nicht weiter. Wir hatten das Aha-Erlebnis schon bald nach unserer Ankunft in Oz.



Das Innenleben der Sushi Handroll ist sehr verschieden. Gemüse, Lachs (roh oder geräucht), Thon oder Teriaki, um nur die wichtigsten zu nennen. Alle sind umgeben von einer Lage Klebreis und satt eingerollt in ein Noriblatt (Meeresgras). Diese werden entweder von Hand gerollt mit Hilfe eines “Gummiblätzlis” (ähnlich wie beim Tabak rollen) oder aber maschinell hergestellt. Diese kompakte Rolle kann ganz einfach von Hand gegessen werden.

Modell Thunfisch

Jeder Shop hat eine etwas andere Würzung. Die einen applizieren eine Lage Wasabi zwischen dem Innenleben und dem Reis, andere verwenden eine sehr sämige Masse, noch andere würzen gar nicht und reichen mehr Zutaten dazu.

 Isch also no rächt guet. Letzter Lunch in einem Park im CBD (Central Business District in Melbourne)

Sonntag, 7. November 2010

Melbourne Cup

Als The race that stops a nation (das Rennen, welches eine ganze Nation zum Stillstand bringt) wird dieses internationale Vollblüter Pferderennen betitelt, das seit 1861 ausgetragen wird. Es wird am ersten Dienstag im November auf dem Flemington Racecourse abgehalten und ist ein offizieller Ferientag in Melbourne. Am letzten Dienstag fand die 150igste Austragung statt und wir waren dabei!

VIPs können das Geschehen "am Schärme" beobachten

 Unsere Sicht auf die Sitzplätze

Wir reihten uns bei der Holzklasse ein, was zeitweise sehr nass war und etwas Kreativität forderte oder aber Spuren hinterliess




Wie man sieht, hat aber das wechselhafte und kühle Wetter die Stimmung keineswegs getrübt. 20 Minuten vor dem Start des wichtigsten und mit sechs Millionen Preisgeld das höchst dotierte Rennen der Welt über 3200m, setzte der Regen ein und liess exakt um 15Uhr etwas nach, sodass alle Zuschauer mit Stehplatz ohne Widerrede ihre Schirme wieder schlossen, um die Sicht frei zu geben. Der eigentliche Blick auf die mit 55-60 km/h vorbei rasenden, athletischen Pferde mit ihren zierlichen Jockeys ist von Sekundendauer, aber gottlob wird fleissig auf Grossleinwände projiziert.




Das Interesse an diesen Rennen wird intensiviert durch eine fiebrige Wettkultur. Jeder hält sein Kleingeld bereit und setzt auf seine Favoriten. An der letztjährigen Austragung wurden 39.6 Millionen an Wettgeldern eingesetzt. Ich konnte leider nicht herausfinden, ob die Vorhersage sich bestätigt hat, dass dies 2010 überboten würde.


Auf dem Festgelände gibt es mehre Möglichkeiten auf den Favoriten zu setzen, die meisten Einnahmen werden aber online erzielt, da auch viele Leute in New South Wales und South Australia mitwetten und mitfiebern, zum Teil verkleidet auf öffentlichen Plätzen in ihren Wohnorten.

Mindestens so wichtig wie der sportliche Aspekt dieses Rennens ist das Drumherum und ganz besonders die Mode. Eines der grossen Warenhäuser veranstaltet mehrere Modeschauen im Areal mit ansprechenden Preisen. Das sah dann etwa so aus


mehr Fotos unter diesem Link

Die Kopfbedeckung ist ein wichtiges Accessoire und auch dafür wird eine Menge Geld ausgegeben - nicht nur auf der Bühne der Modeschau.
Entweder werden Hüte, am liebsten breitrandig oder aber sehr kreative fascinators getragen und dies ist ein "Muss" für alle Damen. Ich habe meinen beim Trödler für 10 Franken erstanden und bin damit weder positiv noch negativ aufgefallen....





Schliesslich möchte ich noch erwähnen, dass der Melbourne Cup nur ein Tag im Melbourne Cup Carnival ist, der am 30.10 angefangen und heute beendet wurde, zugegebenermassen der wichtigste, aber nichts desto trotz gibt es Leute, die durchfeiern und zu jedem Anlass etwas neues zum Anziehen besorgen.

Am 30.10. war Derby Day, wo die Damen vorwiegend schwarz und weiss tragen
Am 02.11. war Melbourne Cup wie eben beschrieben, Tagesblume Gelbe Rose
Am 04.11. war Oaks Day (ladies day) wo feminine Eleganz gefeiert wird, Tagesblume Pinkfarbene Rose
Am 06.11 war Stakes Day (familiy day) ein ungezwungener Familientag mit Kindermodeschauen, Tagesblume Rote Rose
Dies die Anlässe im Flemington Racecourse, am ganzen Carnival sind aber noch andere Racecourses beteiligt, welche Gastgeber sind an den dazwischen liegenden Tagen.

Ab morgen sollte nun die Stadt wieder "normal" und somit keine schön verkleideten Leute mehr auf den Bahnhöfen und sonstigen öffentlichen Plätzen anzutreffen sein. Schade, denn es war ein sehr stilvoller Karneval.

 Skyline von Melbourne im Hintergrund





Montag, 25. Oktober 2010

Treat your sweet tooth

Nachdem ich nun seit elf Monaten in diesem Land lebe, habe ich doch einiges über Land, Leute und auch deren Essenskultur gelernt. Im Rahmen eines Projektes im Geschäft, kam ich mit einigen Süssigkeiten in Kontakt die mir bisher fremd waren. Sie sind allesamt typisch australisch und ich möchte sie Euch nicht vorenthalten. Ich präsentiere sie zusammen mit ein paar Leckereien, die seit Längerem regelmässig auf unserer Einkaufsliste stehen.
Leider werde ich keines der sweets selbst herstellen. Wem also die Bilder nicht genügen, der muss die lange Reise wohl oder übel auf sich nehmen....



Honeycomb heisst Bienen- oder Honigwabe, worauf der goldgelbe Hintergrund der Verpackung schliessen lässt. Beim Geschmack wird es schon schwieriger. Da ist aus meiner Sicht die Schokolade dominierend, Honig kann ich fast keinen ausmachen, dafür etwas Sablé-Geschmack und Caramel. Das Bisserlebnis jedoch ist wunderbar, denn das gelbe Innenleben ist knusprig und luftig leicht zugleich. Am Ehesten vielleicht vergleichbar mit der Rayon-Schokolade in der Schweiz, jedoch ohne Croquant.





Rockyroad bringt man wohl nicht in erster Linie mit Essen in Verbindung. Erklärungen für den Namen gibt es viele und von den Gefundenen finde ich keine weder einleuchtend noch lustig. Die Innovation dieses Geschmacks gelang einem Californier und wurde zuerst in Glacé eingesetzt. Rockyroad gibt es nicht nur in den USA, sondern auch in England und Australien. In jedem Kontinent ist die klassische Zusammensetzung etwas anders. Die australischen Zutaten sind Schokolade, Marshmallows, Erdnüsse und Kokosnussraspel. Tönt doch spannend und ist es auch.

Texturmässig eine hochinteressante Kreation die kaum zu beschreiben ist. Würde wohl allzu technisch tönen wenn ich loslegen würde....


Lamington ist ein Gebäck, ähnlich dem traditionellen, schweizer "Gleichschwercake" aber ohne Zitrone, jedoch mit Schokoladenüberzug und vielen Kokosstreuseln. Dieser Geschmack kann sich bestimmt jeder gut vorstellen. Ein bisschen Bounty-Erlebnis

Wie so viele Backwaren - frisch schmecken sie am besten die Lamingtons

TimTam sollten wir bei der nächsten Gelegenheit in die Schweiz importieren. Das sind leckere Guetzli basierend auf einem Waffel-, Biscuit-Sandwich mit zartschmelzender Füllung und feinem Schokoladeüberzug. Die dunkle Version ist ungeschlagen. Einmal gekauft, Variante nicht mehr gewechselt. All die anderen Sorten können gar nicht besser sein....

Ganz zu unterst auf dem Gestell (und fast ausverkauft) TimTam Honeycomb!


Und zum Schluss noch das must have an jedem Kindergeburtstag oder Halloween. Fairybread (Feenbrot) ist nicht so sehr für erwachsene Geschmacksknospen, aber hübsch aussehen tut es allemal und schnell gemacht ist es auch.
Toast, Erdnussbutter und Zuckerstreusel - done


Life in Australia is sickly sweet at times

Samstag, 9. Oktober 2010

Australiens Ikone N°4

Endlich - im doppelten Sinn.

Endlich wieder mal einen Eintrag. Mir ist nicht die Lust am, sondern die Zeit zum Bloggen abhanden gekommen, aber das wird sich jetzt wieder ändern.

Endlich kommt die Ikone die wohl die meisten als Nummer eins erwartet hätten. Dabei sei erwähnt, dass meine Nummerierung der Ikonen willkürlich ist.

Die weltbekannten, australischen Strassenschilder

Ich wollte einfach persönlich mindestens 100 Kängurus in der Wildnis gesehen haben, bis ich mich an dieses Thema wagte. Seit wir unseren Aktionsradius bis über die Grenze Victorias erweitert haben, sind die Begegnungen mit dem lustigen Beuteltier zahlreicher geworden. Leider kamen nicht mehr alle in der arttypischen, federleicht hüpfenden Manier daher.

Viele Kängurus finden ihren Tod auf der Strasse, meist in der Dämmerung

Nicht weiter verwunderlich, ist dieses Tier ein Nationales Symbol, das zum Beispiel das  Eindollar Stück ziert und von wichtigen australischen Firmen (bsp. Quantas) als Emblem verwendet wird.



Es ist, wie viele andere Tiere auch, endemisch (d.h. heisst nur in Australien und Neuguinea vorkommend). Den Namen hat das Känguru von einem Aboriginalstamm bekommen, über die Bedeutung streitet man sich noch heute. Es werden 4 Arten unterschieden
  • Red kangaroo, das grösste (bis 2m und 90kg) noch lebende Beuteltier der Welt, vorwiegend im trockenen und halb-trockenen Zentrum des Landes lebend
  • Eastern grey kangaroo, weniger bekannt aber häufiger vorkommend, insbesondere im fruchtbaren Osten
  • Western grey kangaroo, etwas kleiner und leichter (bis 54kg) und im Süden Westaustraliens und im Staat South Australia lebend
  • Antilopine kangaroo ist das im Norden lebende Äquivalent zu den Ost- und Westkängurus

Je nach Geschwindigkeitsbedürfnis wählen die Kängurus zwischen zwei Arten der Fortbewegung.
Bei höherem Tempo springen sie nur mit den Hinterbeinen, der Schwanz bleibt in der Luft und dient der Balance. Auf diese Weise können sie kurzzeitig eine Geschwindigkeit von 50 km/h erreichen. Die Sprünge sind kaum höher als 1.5m und dies wurde kürzlich einem von der Strasse flüchtenden Tier zum Verhängnis - wir sahen nur noch Fell davon fliegen.
Bei langsamer Gangart benutzen sie fünf Gliedmaßen. Während sich das Tier mit Vorderpfoten und Schwanz abstützt, schwingen die Hinterbeine langsam nach vorne; sobald diese stehen, werden Vorderpfoten und Schwanz wieder nachgeholt. Das Ganze sieht nicht nur mühsam aus, sondern kostet auch ziemlich viel Energie.
Kängurus können sich nicht rückwärts fortbewegen!


Kängurubabys kommen nach kurzer Tragzeit (20 bis 40 Tage) und relativ unterentwickelt zur Welt. Das Baby ist mit 2.0 - 2.5cm und 0.5 - 0.75g auch ein Winzling. Üblicherweise kommt nur ein einzelnes Jungtier (Joey) zur Welt. Es krabbelt nach der Geburt selbstständig vom Geburtskanal in den Beutel (kaum erklärbar wo die nötige Energie herkommt bei den erwähnten Körpermassen) und hängt sich mit dem Mund an eine Zitze, die es während der nächsten zwei bis drei Monate nicht mehr loslässt.
Nach rund einem halben Jahr verlässt das Joey erstmals den Beutel, welchem es nach 8 Monaten endgültig entwachsen ist. Bis zum Alter von einem Jahr wird gesäugt, zu diesem Zweck steckt das Joey den Kopf in den Beutel der Mutter, wo häufig bereits ein weiteres kleines Jungtier genährt wird. In solchen Fällen trinken grosses und kleines Jungtier an verschiedenen Zitzen, die auch Milch in verschiedener Zusammensetzung anbieten.


Ausser dem Menschen haben die Kängurus keine natürlichen Feinde und so werden die Populationen durch klar definierte Jagdkontigente stabil gehalten. Jährlich werden rund 3 Millionen Tiere erlegt. Wieviel bei Verkehrsunfällen um Leben kommen ist unbekannt. Die Menschen schützen Ihre "Blechbüchsen" mit riesigen Bullbars von der unsanften Begegnung. Also ein Kennzeichen der Autos im Känguruland.

Zwei Beispiele für normale bullbars

Die Ernährung der Kängurus hängt von ihrem Lebensraum ab. Allen gemeinsam ist, dass sie strikte Vegetarier sind. Gegessen wird bei Tagesanbruch oder in der Dämmerung, den Tag verbringen sie wenn immer möglich im Schatten der Bäume - wenn dann welche vorhanden sind....


Auch nach meinen hundert Begegnungen bin ich immer von Neuem fasziniert von diesem eigenartigen Tier. Es hat viele Gesichter, sieht wie ein Osterhase aus, wenn es sich hinter einem Busch versteckt, wie ein Reh wenn es relaxed im Schatten liegt, oder wie ein Känguru wenn es davon hüpft.

Sonntag, 5. September 2010

Father's day

In der Schweiz ist der Muttertag ein wichtiger Tag im Jahr und Floristen, Confiseure oder Haushaltgeschäfte profitieren ebenso davon wie die Mütter selbst. Das ist in Australien gleich wie zu Hause. Was mir aber in der Schweiz nicht bekannt ist, dass man den Vatertag in gleichem Mass, oder gar noch heftiger, kommerzialisiert. In Melbourne begegne ich diesem "event" seit 6 Wochen regelmässig und alle scheinen Geld machen zu wollen am Vatertag, der heute gefeiert wird.

Bereits am 8.August beglückte mich Telstra (etwa gleich zu stellen mit der Swisscom) mit folgender e-mail.

Der Katalog besteht aus ca. 50 Seiten voller netter Geschenke....

Bereits 10 Tage zuvor stellte uns die Post folgendes zu.


Und schliesslich gibts in allen Warenhäusern, bei jedem Weinhändler und in sämtlichen Elektronikgeschäften Angebote bis zum Abwinken.

In diesem Land gibt es für jeden Anlass die entsprechende Karte, dafür sind die Blankoversionen rar, wie ihr vielleicht selbst schon erfahren habt falls Ihr mit Post von mir beglückt worden seid. Natürlich sind jetzt die Newsagencies (Papeterien) voller lustiger Karten.


Happy Father's day und schöne Sunntig

Montag, 23. August 2010

Fool - erfrischend anders


Was steckt wohl hinter diesem Schild ? Irgend etwas mit Kindern vielleicht ?
Aber was soll der Name? Fool heisst locker übersetzt Dummkopf, Idiot aber auch Kasperle oder Narr - das ist wohl die richtige Interpretation.

Fool ist ein australisches Kleiderlabel und ist erfrischend anders.

Eine farbige und unkonventionelle Kleiderpalette, die ausschliesslich in Australien designt und genäht wird. Hinter dem Label steht eine flippige und stille Einfraushow, die entwirft, Stoffe einkauft und wenn immer möglich auch noch selber näht.

Da für den Verkauf nicht auch noch Zeit bleibt, hat sie zwei Mitarbeiterinnen im einzigen Geschäft in der Grevillestreet in Prahran, Melbourne (mehr Details zu dieser Strasse sind in Olivers Blogeintrag zu finden)

Eine der farbigen Verkäuferinnen

Die Tatsache, dass es sowohl das Label wie auch den Laden bereits seit 15 Jahren gibt beweist, dass das Konzept erfolgreich ist und scheinbar immernoch Spass macht. Der aufmerksame Blogleser wird wohl gemerkt haben, dass ich meine Doc Martens Schuhe vermutlich in diesem Geschäft erstanden habe.....


Kürzlich war ein Garage Sale und ich war dabei. Der Letzte liegt 2.5 Jahre zurück. Da hab ich mir ein paar ganz tolle Erinnerungsstücke erstanden für fast kein Geld. Im Normalangebot liegen die Preise wohl etwa auf dem Nile-Niveau.
Die Stoffe sind etwas weniger raffiniert, dafür die Farben umso bestechender. Da hab ich doch schon oft an Ruth gedacht. Das wäre ein Paradies für sie !


Montag, 9. August 2010

Going on strike

Zur Abwechslung mal wieder ein bisschen Einblick in die australische Arbeitswelt aus meiner ganz persönlichen Perspektive.

Gewerkschaften spielen in der Schweiz eine wenig bedeutende Rolle im Erwerbsleben. Dies ist daran zu erkennen, dass mancher Arbeiter gar nicht weiss ob und welcher Gewerkschaft er angehört. Trotzdem ist jeder Vierte Arbeitnehmer in der Schweiz Gewerkschaftsmitglied.

Die grösste schweizerische Gewerkschaft ist der SGB (Schweizerischer Gewerkschaftsbund) mit rund 385'000 Mitgliedern, dem wiederum 16 Untergewerkschaften angehören. Die wichtigste Rolle spielt heute die UNIA mit 200'000 Mitgliedern. Sie ist als Verein organisiert und wurde 2004 gegründet aus dem Zusammenschluss von GBI (Gewerkschaft Bau & Industrie), SMUV (Gewerkschaft Industrie, Gewerbe und Dienstleistungen - mit Gründungsjahr 1888 die älteste Schweizer Gewerkschaft) und VHTL (Gewerkschaft Verkauf, Handel, Transport & Lebensmittel).
Die zweitgrösste Gewerkschaft ist Travail Suisse, 2002 gegründet und sie zählt heute 170'000 Mitglieder.


In Australien sieht das etwas anders aus. Die ersten gewerkschaftlichen Verbindungen gehen auf die Jahre um 1850 zurück, dies ging in Hand mit den ersten Goldfunden. 1904 wurde in Queensland die Arbeiterpartei als Regierung gewählt, was noch in keinem anderen Land vorher der Fall war. 1927 wurde ACTU (Australian Council of Trade Unions) gegründet welche bis heute die grösste Gewerkschaft im Land ist. Ihr gehören 46 gewerkschaftliche Unterorganisationen an und sie zählt heute rund 1.8 Millionen zu ihren Mitgliedern.


 Bei der Gründung 1927, repräsentierte die Organisation ausschliesslich die blue collar workers (Handwerker). Ab 1948 bildeten sich parallel Gewerkschaften unter den white collars (Büro-, Verwaltungsangestellte und Beamte) die allesamt 1981 mit der ACTU fusionierten. Die Popularität Gewerkschaftsmitglied zu sein hat in den letzten Jahrzehnten stark abgenommen. Waren es 1988 noch 42%, sind es heute noch 20%, also ein kleinerer Prozentsatz als in der Schweiz. Dies hat insbesondere damit zu tun, dass die australische Gesetzgebung immer mehr Artikel enthält, die Arbeiter gegen Unterbezahlung, schlechte Altersvorsorge etc. staatlich schützt.

Der Einfluss der gewerkschaftlichen Organisation ist aber aus meiner Erfahrung in Australien stärker zu spüren als in der Schweiz. Die Gesamtarbeitsverträge enthalten jedes Detail der Anstellungsbedingungen und werden alle 3 Jahre hart neu verhandelt, so denn nicht die wirtschaftliche Situation signifikant ändert. Dann kann eine Neueinschätzung durchaus vorgezogen werden. Bei AB Food & Beverages Australia wurden 2009 die neuen Bedingungen festgelegt, wegen der globalen Wirtschaftskrise standen aber diese Verhandlungen dieses Jahr erneut an. Dieser Prozess war sehr interessant mitzuverfolgen. In unserer Firma betrifft dies die blue collars, also die Produktionsmitarbeiter, nicht aber die Büroetagen (zu denen auch ich gehöre, obwohl wir mitten in der Produktion sitzen).

 

Die Verhandlungen waren sehr zäh und dauerten insgesamt 2 Monate, wobei z.T. mehrere Meetings in einer Woche statt fanden. Die Gewerkschaft stand dabei sehr klar auf der Arbeitnehmerseite und den Arbeitern wurde eine horrende geforderte Lohnerhöhung von 6.5% empfohlen, als Start in die Verhandlungen. Es ging zu wie an der Börse, es wurde hart argumentiert, z.T. leider wenig fundiert. Die Teuerung im vergangenen Jahr belief sich auf 3.1%, dies nur als Anhaltspunkt, um die 6.5% in Relation zu setzen. Die Arbeitgeberseite versuchte es zu Beginn mit 2.9% und wollte jedoch andere benefits (Leistungen) miteinschliessen, was abgekanzelt wurde, in einer ersten Abstimmung. Der Ball wurde hin und her geschoben bis man sich bei rund 3.5% einpendelte, was für den Arbeitgeber immernoch nicht akzeptabel war, aufgrund des mässigen Geschäftsganges. Schliesslich sassen wir dann während 3 Wochen auf einem Pulverfass, denn die Arbeiter haben das Recht zu streiken, d.h. Arbeitsverweigerung, müssen dies jedoch 48 Stunden vor Streikbeginn ankünden. Dagegen kann aber der Arbeitgeber nichts tun, respektive es bleibt ihm einzig, in den Verhandlungen nachzugeben. Das taten sie zum Teil, aber nicht zur Zufriedenheit der Arbeitnehmer, wodurch das Streikrisiko als hoch eingeschätzt wurde.
Auch bemerkte ich eine ziemlich unmotivierte und lasche Arbeitsweise während dieser Zeit, was wohl als Provokation gedacht war. Jegliche Überzeit wurde verweigert  - und dies in der Hochsaison (weil wir ja hauptsächlich Pulver für Heissgetränke produzieren). Die Endabstimmung ob Streik Ja oder Nein entschied sich scheinbar mit 2 Stimmen gegen einen Streik und seither scheint wieder alles normal zu sein.


Wenn auch in der Schweiz ein Streikrecht besteht, sind die Bedingungen etwas weniger einladend, die Hemmschwelle liegt wohl auch aus kulturellen und historischen Gründen viel höher und zudem nehmen die Gewerkschaften eine etwas gemässigtere Stellung ein.