Zu unseren Fahrten durch das australische Outback gehören neben der unglaublichen Weite, dem Staub und Sand, den unvergleichlichen Sonnenauf- und -untergängen, den weit verstreuten Rindern und Schafen, den Kängurus und Kamelen sicher die Windräder. Sie haben ikonischen Charakter in diesem Land.
Ein typisches Outback Stilleben
Der Einsatz von Windmühlen geht sehr weit zurück. Je nach Quelle bis 500 n.Chr. (Persien, zum Mahlen von Getreide und zum Pumpen von Wasser) oder bis ins 16. Jahrhundert (Niederlande, zur Entwässerung von Sümpfen und Seen). Um 1850 wurde in den USA die vielflügelige „Westernmill“ erfunden, die aber den internationalen Durchbruch erst an der Weltausstellung 1876 in Philadelphia erlangte. Im Anschluss kam diese auch nach Australien, um Wasser aus dem Lake-Eyre Becken an die Oberfläche zu fördern und somit mehrere Jahre dauernde Trockenzeiten zu überbrücken, die insbesondere der Viehwirtschaft zusetzten oder sie gar verunmöglichten. Gleichzeitig wurde mit der Installation von zahlreichen Windmühlen im Outback zusätzliches Land erschlossen für die Bewirtschaftung, welches bis dahin ungenutzt war.
Wasser wird in einen künstlichen See gepumpt und dient als Tränke für Tiere
Wasserversorgung für eine Farm im Outback
Heute wird Wasser meistens in einen Lagertank gepumpt, damit der Verlust durch Verdunstung minimiert wird
Hier wird Wasser für die landwirtschaftliche Bewässerung aus dem Fluss gepumpt
Es gibt zwei wichtige Hersteller von Windradanlagen in Australien Southern Cross und Comet, die beide eine ähnliche Geschichte haben.
1876 entwickelte Bert Griffiths, der Gründer von Southern Cross, das erste australische Windrad, welches auf einem importierten Modell aus den USA basierte (eine Westernmill). Sowohl das Windrad wie auch der Turm waren aus Holz gefertigt.
Sidney Williams, der Gründer der Firma Comet Windmills, realisierte sein erstes Windrad 1879. Sowohl Griffiths wie auch Williams sahen viel Potential in dieser neuen Errungenschaft, da Wind die grösste natürliche Energiequelle darstellt, welche Tag und Nacht frei verfügbar ist. Eingesetzt im australischen Outback, fernab von Support, Ersatzteilen und Spezialisten, mussten diese zuverlässig funktionieren.
Um 1900 wurden die Holztürme durch Stahltürme ersetzt, um 1910 wurden Bronzelager eingesetzt die geschmiert wurden und erst 1953 wurden selbstschmierende und quasi wartungsfreie Anlagen gebaut.
1920 vergab der australische Staat Vertragsarbeit mit 30 Jahren Laufzeit für den Bau und Unterhalt von neuen Windradanlagen. Diese wurden entlang von Bahnlinien, in Gemeinden und entlang von Stock Routes gelegt (auf den Stock Routes wurden Kühe zu hunderten durchs Land getrieben um sie an den Markt zu bringen). Dies brachte insbesondere Comet sehr viel Arbeit und einen gesicherten Absatz. Beide Firmen hatten daneben Monteure unter Vertrag, die im Outback die Windpumpensysteme von privaten Kunden warteten.
Bei der oben erwähnten „Westernmill“ ist das vielflügelige (25 bis 150 Rotorblätter) Windrad mit einer Fahne zur Windrichtungsnachführung auf einem Gittermast montiert.
Ein Windpumpensystem besteht grundsätzlich aus dem Windrad, einem Getriebe und einer Pumpe.
Der Wind bläst über die Rotorblätter und erzeugt die Drehbewegung des Windrades, welche über eine Kurbelwelle in eine Hub- oder Rotationsbewegung umgesetzt wird und über das Pumpensystem Wasser fördert. Beim sogenannt direkten Typ, resultiert eine Umdrehung des Windrades in einem Hub (auf und ab) des Kolbens. Beim geschalteten Typ ermöglicht eine Übersetzung im Drehmotor die Erhöhung der Drehgeschwindigkeit, bevor diese in die Hubbewegung umgesetzt wird. Der direkte Typ wurde eingesetzt mit grösseren Windrädern und führte zu einer langsameren Förderung des Wassers aber pro Hub wurde mehr geschöpft. Je nach Tiefe des Grundwassers wurde also der eine oder andere Typ eingesetzt.
In der langen Geschichte der Windräder wurden Modelle mit einem Durchmesser bis zu 10.67m (35ft) und einer Turmhöhe von 21.34m (70ft) produziert. Damit konnte Wasser aus einer Tiefe von 183m gewonnen werden.
Ein restauriertes Comet-Windrad mit 8.23m (27ft) Durchmesser
Eine Westernmill von Comet mit dem grössten je produzierten Windrad mit 10.67m Durchmesser
Heute werden Windpumpensysteme sowohl mit mechanischer als auch elektrischer Kraftübertragung konstruiert, zudem werden die Windräder zum Teil ersetzt durch Solarpanel, welche mit Sonnenenergie eine Elektropume antreiben.