Mir war wohl bewusst, dass Perlen sehr wertvoll sind und sich viele Frauen gerne mit Perlen schmücken, aber da ich den Eindruck hatte, dass das eher etwas für gesetztere Damen ist, mich kaum darum gekümmert, geschweige denn, davon geträumt eine zu besitzen.
Da wir aber im Nordwesten Australiens mitten im wichtigsten Perlengebiet dieses Kontinents waren, wurde mein Interesse für die weiss, silbern oder gelblich glänzenden Kugeln geweckt.
Kirche in Beagle Bay auf der Dampier Peninsula mit einem Permuttaltar
Permuttaltar einer aussergewöhnlichen Kirche
Cygnet Bay ist die einzige produzierende Perlenfarm Australiens, die auch dem Publikum zugänglich ist. Also nahmen wir an einer geführten Tour teil, die uns in eine ganz neue interessante Welt entführte. Zwar auch Begehrlichkeiten weckte, aber nicht in einem Souvenirkauf endete, da dies mein Reisebudget sprengt und uns der Tresor im Reisemobil fehlt……
Perlenzucht in Australien allgemein
Seit 1880 war Broome das Perlenzentrum Australiens und um 1903 war es der Hafen für eine Flotte von 300 Loggern (kleine Schiffe für den Hering- oder Perlenfang). Perlmutt wurde vielseitig eingesetzt für Knöpfe, Besteckgriffe, Puderdosen, Kämme, diverse Auskleidungen und Aschenbecher. Die Nachfrage für Perlmutt wurde kleiner nach dem ersten Weltkrieg weil Plastik den Weltmarkt eroberte und ab dem zweiten Weltkrieges konnte die Industrie nur weiter existieren, weil die Regierung des Staates Western Australia diesen Industriezweig subventionierte.
Cygnet Bay
Dean Brown sammelte in den 1940er und 1950er Jahren in der Region von Cygnet Bay die Perlmuscheln und verkaufte die Perlen erfolgreich. Da natürlicherweise nur 1 auf 100’000 Muscheln eine Perle hervorbringt, war dies längerfristig wenig erfolgsversprechend und in den späten 1950er Jahren revolutionierte sein Sohn Lyndon diese Industrie, indem er das Geheimnis der Perlenzucht knackte. Eine Technik, die bis dahin den Japanern vorenthalten war. Sein Bruder Bruce unterstützte Lyndon und zusammen konstruierten sie in den 1960er Jahren einen Glasfaser Logger (Perlenboot), was ebenfalls neu war in dieser Industrie.
Das Unternehmen wird heute in 3.Generation geführt und es arbeiten 20 Leute ganzjährig und 70 in der Trockenzeit (April - Oktober) für die Browns in der Cygnet Bay.
Wie funktioniert die Perlenzucht
Zuerst werden Perlmuscheln in einem eigens dafür vorgesehenen Brutplatz „gezeugt“. Dafür werden jeweils eine weibliche und eine männliche Muschel in ein Wasserbad gegeben, wo es zur Befruchtung kommt und eine neue Perlenauster entsteht. Nach 60 Tagen ist die ca. 2mm gross und wird in den unten abgebildeten Gittern ins Meer gesetzt, wo sie weiter heranwächst. Nach 7-12 Monaten werden sie ausgedünnt und nach 24 Monaten erfolgt eine Klassifizierung. Nur diejenigen welche >90mm sind, können besamt oder beimpft werden für die Zuchtperlenbildung. Dabei wird ein winziger Nucleus ins Mantelgewebe injiziert, welches dann um den Nucleus wächst und einen Sack bildet, in welchem die Perle heranwachsen wird. Diejenigen welche <90mm als="" auch="" das="" dem="" die="" diverse="" f="" geerntet="" mit="" muschel="" muschelfleisch="" p="" perlmutt="" produkte="" r="" rohstoff="" sind="" sowohl="" und="" verarbeitet="" verkauft.="" werden="" wie="">
Die beimpften Muscheln werden monatlich mit Hochdruck gereinigt um sie von Seegras und anderen Lebewesen zu befreien. Dafür wird jedes einzelne Gitter aus dem Wasser gezogen und wieder versenkt. Eine sehr aufwändige Arbeit, die nach unserer Analyse relativ leicht automatisiert werden könnte (solche Optimierungen sind jedoch in Australien eher rar). Nach 4 Jahren, resp. 2 Jahren im Meer, kann dann die erste Perle geerntet werden. Die Perle ist zu diesem Zeitpunkt durchschnittlich 10mm gross, von sehr guter Qualität und die Austermuschel als Ganzes ist 130mm gross. Nach zwei weiteren Beimpfungen kann nach 6 und 8 Jahren erneut eine Perle geerntet werden. Mit jedem Zyklus werden die Perlen zwar grösser, sind aber weniger rein und somit weniger gut verkäuflich.
Rechts im Bild die "Brutbecken"
Gitter in welchen die Muscheln wachsen. Diese werden ins Meer getaucht
Der Muskel, welcher die Muschel zusammen hält ist sehr stark. Sie wird für die Perlenernte offen gehalten mit einem Gummikeil, damit sie auch wieder beimpft werden kann für den nächsten Zyklus
Muschelquerschnitt. Die Dicke des Perlmutts ist beachtlich
Geöffnete Muschel mit Innenleben
Das ist das Muschelfleisch, welches gekocht köstlich schmeckt
Die Perle wurde eben herausgelöst
Diese Perle haben wir in der eben geöffneten Muschel gefunden. Sie hatte einen Wert von CHF 1500
Logger mit Kugeln, welche die Gitter unter Wasser halten
Hochdruck-Dampfanlage auf dem Boot für die Reinigung der Gitter
Auf unserer Tour haben wir dann am Schluss noch gelernt, welche Kriterien den Perlenpreis bestimmen. Es sind dies die Grösse, Form (Regelmäßigkeit), Lüster (irisierender Perlglanz der Oberfläche, hervorgerufen durch die Lichtbrechung resp. die Qualität der Lichtreflexion von der Oberfläche), Oberflächenqualität (glatt, seidig, Unebenheiten etc.) und die Farbe. Das letzte Kriterium resp. dessen Einfluss auf den Preis ist davon abhängig, was gerade am liebsten getragen wird, ist also der Mode unterworfen und ändert immer wieder.
Die Qualität und somit der Preis einer Perle wird mit diesem Schema bestimmt
Grössenbestimmung
Es wurden uns auch Perlen gezeigt die nicht von erster Güte sind, um unser Auge zu schulen
Zum Abschluss dieses Perlentags gönnten wir uns noch ein gutes Essen im hübschen Restaurant, wo wir natürlich die Teigwaren an einer schmackhaften Sauce mit Perlmuschelfleisch kosten mussten. Etwas ähnlich wie Jakobsmuscheln schmeckt dieses Fleisch, einfach etwas weniger zart. Aber absolut empfehlenswert.
Macht "gluschtig", oder?
90mm>
Liebe Jeannine
AntwortenLöschenWir haben letzthin einen Dokumentarfilm über diese Region gesehen, da kamen die Perlenzuchten um Broome auch vor. Es ist wirklich beeindruckend, was diese Tiere produzieren.
Nachträglich alles Gute zum Geburtstag (hast du keine Perle bekommen?) und wir freuen uns schon auf den nächsten Bericht. Lieber Gruss The Cuencas