Das Emblem vom Kloster New Norcia
New Norcia ist Australiens einzige Klosterstadt und ist eng mit der Besiedlungsgeschichte von Westaustralien verbunden. Das Christentum wurde mit den Strafgefangenen nach Australien gebracht, wobei die meisten Anglikaner oder Presbyterianer (Protestanten) waren, die Katholiken waren in der Minderheit (meist Sträflinge aus Irland) und galten als „verdächtig“. Somit wurden sie gezwungen an den Gottesdiensten der Church of England teilzunehmen und ihre Kinder wurden anglikanisch erzogen. Im Laufe des 19.Jahrhunderts wurde die Liberalisierung unter den Christen ständig verbessert und es wurden alle Ausrichtungen toleriert.
Die Aufhebung aller Klöster Spaniens um 1835 durch die damalige kirchenfeindliche Regierung ist der Hintergrund der Gründung der Abtei New Norcia. Zu dieser Zeit hatten zwei junge Männer in Santiago de Compostela ihr klösterliches Gelübde abgelegt. Don Jose Benito Serra, der ältere der beiden, verliess das Kloster, um das monastische Leben in der Abtei der Heiligen Dreifaltigkeit in Cava (Italien) fortzuführen. Don Rosendo Salvado folgte ihm wenige Jahre später und wurde 1838 zum Priester geweiht.
Getragen von klösterlichem Eifer bewarben sich die zwei Mönche 1844 in Rom, um als Missionare ausgesandt zu werden. Somit wurden sie dem neu berufenen ersten Bischof von Perth, John Brady zugewiesen.
Als Bradys grosse Missionarsgesellschaft im Januar 1846 Perth erreichte, wurden die zwei spanischen Benediktinermönche zusammen mit einem Diakon, einem Novizen und einem Katecheten (allesamt Europäer) mit der einzigen von drei Missionen bei den Ureinwohnern betraut. Durch tragische Umstände schrumpfte die Gruppe innert weniger Monate und übrig blieben die beiden Spanier, welche für die Gründung der Mission verantwortlich waren, welche später New Norcia wurde. Serras missionarische Energie wich seiner Berufung zum Co-Adjutor des Bischofs von Perth und darum wird die Zeit 1846 - 1900 zu Recht die Salvado-Ära genannt. Es ist sein Verdienst, dass er New Norcia zu einer der fortschrittlichsten und erfolgreichsten Missionen in Australiens Geschichte machte. Salvados ursprüngliche Vision war es, unter den Aborigines ein christliches, sich grösstenteils selbst versorgendes und auf Landwirtschaft basierendes Dorf zu schaffen. Nach der Dezimierung der lokalen Bevölkerung durch eingeschleppte Krankheiten (so die offizielle Sprachregelung - s.unten) in der 1860er Jahren, konzentrierte er seine Tätigkeiten jedoch darauf, den einheimischen Kindern, die von überall her nach New Norcia gebracht wurden, eine praktische Bildung zu vermitteln (dies waren mit grösster Wahrscheinlichkeit nicht nur Waisenkinder, sondern auch Kinder die von den Eltern weg genommen wurden).
Blick in den Klostergarten
Die Abbey church
Altar
Kunstvolle Blechdecke
Diese modernen Wandgemälde wurden in der Torres Ära von einem europäischen Künstler gemacht
Wie andere Missionare des 19.Jahrhunderts war es sein Ziel, „Zivilisation“ aufzubauen und entsprechend den europäischen Idealen der damaligen Zeit das Evangelium zu verkünden, aber er tat dies mit einer Achtung der einheimischen Kultur, die damals sehr selten war. Es war ihm ein grosses Anliegen, dass die Aborigines lernten sich selbst zu versorgen und die Kulturen zu Lebensmitteln zu verarbeiten. Jede Aboriginefamilie hatte Ihr eigenes Dach über dem Kopf und bewirtschaftete das eigene Stück Land.
Salvado leitete eine klösterliche Gemeinschaft, die auf ihrem Höhepunkt fast 70 Mönche zählte, überwiegend Spanier und Laienbrüder.
Er war überzeugt von der Wirkung der Homöopathie und behandelte mit seinen mitgebrachten Medikamenten nicht nur die Mönche, sondern auch die Aborigines erfolgreich. So baute er auch eine Mühle auf die das Getreide zu Mehl verarbeitete und damit wurde nicht nur Brot gebacken, sondern auch Teigwaren hergestellt. Das Brotbacken hat bis zum heutigen Tag Tradition, allerdings musste der Mühlebetrieb aus Sicherheitsgründen eingestellt werden, dies aber erst 2008!
Seine wiederholten Reisen nach Europa, um Finanzmittel zu beschaffen, ermöglichtem es ihm Land zu erwerben, Gebäude zu errichten und Bücher, Gewänder, Kunst und rituelle Objekte sowie Vieh und Ausrüstung zu beschaffen. Er verstarb bei einer dieser Europareisen in Rom im Alter von 86 Jahren.
Salvados Homöopathie Apotheke
Die Mühle - volle Holzausstattung, darum erstaunlich, dass sie bis 2008 betrieben wurde
Verpackungslinie kaum automatisiert
Nach Salvados Tod änderte New Norcia seine Ausrichtung. Es blieb in den nächsten 50 Jahren weniger eine Busch-Mission, sondern wurde als traditionelle, klösterliche Ansiedlung im europäischen Stil geführt. Die Ausbildung und ambulante medizinische Versorgung für die Aborigines wurde jedoch fortgesetzt. Unter dem Zepter von Salvados Nachfolger Torres (ebenfalls ein Spanier), erfolgte der Verkauf eines Teils der Ländereien und der Bau des St.Gertrud’s College für Mädchen (1908) und des St.Ildephonsus College für Jungen (1909) und insgesamt eine Modernisierung der gesamten Stadt. Torres schenkte den Innendekorationen der Gebäude besondere Beachtung.
Salvados Grab - sein Körper wurde nach dem Tod in Rom nach Australien überführt
Die Richtung, die Torres für New Norcia bestimmte, wurde während der Führung von Catalan (1916-1950) fortgeführt. Er ergänzte die Stadt mit dem Bau eines Hostels, das den Verwandten der Mönche und Josef-Schwestern (führten das Mädchencollege) eine Übernachtungsmöglichkeit bot bei deren Besuchen in New Norcia.
St. Ildephonsus College - das Knabeninternat
Das Dorf New Norcia heute - früher waren die Hütten der Aborigines auf dieser Wiese platziert
Nach den 2 Weltkriegen versuchte New Norcia mehr Australier anzuziehen und dazu wurde das klösterliche Leben umgestellt, um es besser an die lokalen Bedingungen anzupassen. Trotzdem ging die Anzahl der Mönche in New Norcia ständig zurück.
Die Schule für die Aborigines schloss in den 1970er Jahren und die Colleges wurden 1991 geschlossen.
Dafür blühte der Tourismus seit den frühen 1980er Jahren vielfältig auf. Insbesondere die Kunstgalerie des Klosters zieht viele Besucher an. Es finden nationale Wettbewerbe von religiöser Kunst statt und die besten Bilder und Skulpturen werden jeweils in New Norcia ausgestellt - eine sehr inspirierende Ausstellung. In den Collegegebäuden finden Schulcamps, Fortbildungskurse und Tagungen statt und neben den täglichen Führungen durch die Klosterstadt wird das klösterliche Leben weiterhin von einer kleinen Gruppe von Benediktinermönchen begangen, die die traditionellen Handwerke wie das Brot backen und die Olivenproduktion wiederbelebt haben und damit eine ergänzende Einnahmequelle gefunden haben.
Auch Aborigine Kunst wird bewahrt und ergänzt in New Norcia