Perth ist die Hauptstadt des Staates Western Australia, mit 2.5 Mio km2 der mit Abstand grösste Staat Australiens. Mit knapp 2 Mio Einwohnern fungiert sie nur an 4.Stelle der Hauptstädte in Australien. Die Stadt ist bekannt für viel Sonnenschein und seine zahlreichen türkisblauen Strände mit weissem Sand. Dieser Fleck Land wurde bereits vor 40’000 Jahren bewohnt von dem Aborigine Volk der Noongar. Es liegt am Swan River und bot auch damals Süsswasser, was ein Überleben garantierte. Von Europäern wurde die Gegend um 1696 entdeckt, aber erst 1829 wurde die Swan River Colony von einem schottischen Kapitän gegründet. Die ersten Siedler zahlten für ihre Überfahrt und diejenige ihrer Bediensteten. Erhielten aber als Gegenleistung rund 80ha Land für jede Arbeitskraft die sie mitbrachten. Das Leben dieser ersten Siedler war jedoch viel härter als sie sich das vorgestellt hatten, und somit wuchs die Bevölkerung nur langsam. Die Aborigines wurden verdrängt. Das Wachstum von Perth setzte ein, als Strafgefangene um 1850 in die Region kamen und fehlende Arbeitskräfte ersetzten. Sie bauten die meisten Gebäude der Stadt. Perth stand aber dem Wachstum an der Ostküste Australiens deutlich hinten nach, bis zum Einsetzen des Goldrausches um 1890 (siehe mein letzter Blogeintrag).
Blick auf die Stadt vom Kings Park
Eine ganz persönliche Perle war für mich der Kolonialwarenladen Kakulas im Quartier Northbridge. Dort werden Gewürze, Getreide, Mehl, Trocken-, und Hülsenfrüchte in Grosseinheiten eingekauft und als sogenannter Bulk den Kunden angeboten. Jeder kann sich dann aus den grossen Kisten oder Containern so viel rausschöpfen, wie er möchte. Etikettiert wird nichts, sondern lediglich verknüpft und dann an der Kasse bar bezahlt. So quasi eine Zeitreise und vom Angebot her eine Mischung aus dem alten Hallerladen oder dem Vatter in Bern. Einfach keine Gemüse und Früchte im Angebot. Im Vergleich zu den beiden Berner Geschäften, war Kakulas, soweit ich beurteilen kann, günstiger als die Supermärkte.
Eingangsbereich des 1929 gegründeten Geschäfts
Sogar einzelne Lasagneblätter waren erhältlich
Wunderbares Einkaufen im duftschwangeren Raum
Fremantle
Die Nachbar-Hafenstadt Fremantle gehört aus Touristensicht ebenfalls zum Erlebnis PERTH und ist lediglich durch die Meereinmündung des Swan Rivers von im Norden gelegenen Perth getrennt. Es ist ein trendiger Ort um am Wochenende ein BBQ im Park oder am Strand zu veranstalten, um die Promenade rauf und runter zu stolzieren, und um ungezwungen in einem hippen café zu sitzen und Freunde zu treffen. Die Geschichte ist mit derjenigen von Perth vergleichbar. Der Hafen wurde um 1890 gebaut und war sehr wichtig für den Handel, insbesondere natürlich Gold. Der ökonomische Stillstand in den 1960er und 70er Jahren bewahrte die Stadt vor grösseren architektonischen Modernisierungen und darum trumpft sie heute auf mit einer bemerkenswerten Anzahl von intakten, viktorianischen Gebäuden. Die Transformation von einer verschlafenen Hafenstadt in eine moderne, pulsierende Stadt erfolgte 1987, als der Americas Cup (Segelwettkampf, der bereits zweimal vom Schweizer Team Alinghi gewonnen wurde) in Fremantle stattfand.
Town hall
High Street - und ein Beweis, dass nicht nur wir velofahrend unterwegs waren
National Hotel bei Nacht
St.Georges Theater in Perth
Das Gefängnis von Fremantle thront heute noch auf einem kleinen Hügel über der Stadt. Dieses wurde von den ersten Strafgefangenen, welche an die Westküste kamen, gebaut. Es ist von einer 5m hohen Mauer umgeben und bedeckt eine Fläche von 6ha. Von 1855 bis 1991! „hausten“ hier 350’000 Sträflinge, darunter auch wenige Frauen. Insgesamt wurden 42 Leute hingerichtet, darunter 1 Frau. Die Details zu den Strafen, die auf Nichtbenehmen folgten, erspare ich dem Leser, weil es ganz einfach schaurig ist.
Die Platzverhältnisse waren eng und die sanitären Einrichtungen minimal. Zudem herrschte ein heisses, trockenes Klima und man kann sich den Gestank bestens vorstellen. Interessanterweise arbeiteten fast alle Sträflinge und verdienten gar ein Taschengeld. Je besser das Benehmen war, desto besser die Arbeit. So konnte einer vom „Exkrementekübel-Auskipper“ zum Koch aufsteigen. Die Arbeit in der Küche war die Beliebteste und best bezahlte.
Das Gefängnis - lieblos und zweckmässig gebaut
Das Gitter wurde erst 1915 angebracht, zur Vorbeugung von Selbstmord aber auch zum Schutz der patrouillierenden Wache
Viel Baumaterial fürs Gefängnis wurde von ausgedienten Schiffen übernommen
Eine besonders kleine Zelle
Die letzte Stunde hat geschlagen.....
Wir hatten das Glück zum Zeitpunkt des Street Arts Festivals in Fremantle zu sein und genossen die fröhliche Stimmung, sowie die vielen kreativen Strassenkünstler. Das absolute Highlight war die kubanische Band „el son entero“. Sie waren so ansteckend, dass das ganze Publikum mittanzte.
Die Kubaner in Aktion
Und noch einmal hatten wir Glück. In Perth regnet es im Durchschnitt im April an 6.7 Tagen. Wir haben während unserem sechstägigen Aufenthalt gleich 3 eingezogen.
Zum Schluss ein persönliches Fazit zur Stadt. Wir sind von Perth nicht gleich begeistert wie von anderen australischen Städten, allen voran Melbourne und Sydney. Im öffentlichen Verkehr jedoch ist Perth den beiden voraus. Es gibt ein brauchbares Zugsnetz für den Nahverkehr, drei Gratisbuslinien, welche die Innenstadt mit drei Kreisrouten abdecken und ein recht gutes Netz an Fahrradwegen, das uns zu begeistern vermochte. Insbesondere staunten wir, dass wir bei der Fahrt von Fremantle in die Innenstadt Perths, zwischen dem Flussufer und den grossen Villen, den zahlreichen Häfen entlang fahren durften. Normalerweise schaffen es die Patrons der Villen, die Velofahrer und Fussgänger hinter die Häuser zu drängen, aber nicht so in Perth.
Zu guter Letzt fühlten wir uns auch noch an den Berner Bundesplatz erinnert......